Chiara, eigentlich hättest du ein ganzes Jahr in New York studieren sollen. Durch die Pandemie hat sich deine Abreise allerdings verzögert und du hast das erste Semester stattdessen noch in Italien verbracht. Wie hast du die Zeit hier organisiert?

Die amerikanische Universität war sehr flexibel und ich konnte an allen Vorlesungen online teilnehmen. Wegen der Zeitverschiebung war es jedoch nicht immer einfach: Zum ersten Mal im Leben habe ich nachts Vorlesungen besucht, die von Mitternacht bis 3 Uhr morgens dauerten. Es war nicht immer leicht, sich um diese Uhrzeit noch zu konzentrieren.

Außerdem hatte ich die Möglichkeit, von August bis November ein Praktikum in der Organisationseinheit der Volksbank zu absolvieren, die sich mit Investments und dem Asset & Liability Management, also dem Bilanzstrukturmanagement, beschäftigt. Das war die perfekte Gelegenheit, mein theoretisches Wissen in der Praxis anzuwenden. Dabei habe ich viel gelernt und habe jetzt genauere Vorstellungen davon, wie ein Finanzinstitut arbeitet.

Was hat dich bei deinem Studium in New York am meisten beeindruckt?

Die Struktur des Studiums an amerikanischen Universitäten ist völlig anders als bei uns: Aktivitäten wie Hausaufgaben, Essays und Zwischenprüfungen spielen eine viel größere Rolle. Wohingegen in Italien das Hauptaugenmerk auf der Abschlussprüfung der einzelnen Vorlesungen liegt.

Beinahe alle Professoren verfügen über Praxiserfahrung und können daher zusätzlich zum theoretischen Wissen auch praktische Beispiele aus der Arbeitswelt liefern. Ich habe die amerikanische Methode sehr geschätzt, weil den Studenten dabei mehr Verantwortung übertragen wird.

Ein weiterer sehr interessanter Aspekt ist die kulturelle Vielfältigkeit und Lebendigkeit New Yorks: Ich habe oft mit Menschen aus aller Welt und unterschiedlichen Kulturen zusammengearbeitet und es war sehr lehrreich, die verschiedenen Gruppendynamiken zu erleben.

Wie war das Praktikum, das du in New York gemacht hast?

Es war eine sehr positive Erfahrung, die mich besonders beeindruckt hat: Ich habe im Sommer zwei Monate lang für eine Wealth Management Firma gearbeitet, die gehobene Privatkundschaft betreut. Dort habe ich auch umfangreiche Erfahrungen in der Finanzberatung sammeln können, die vom ersten Kontakt mit dem Kunden bis zur Vermögensverwaltung reichten. Es war sowohl in beruflicher wie privater Hinsicht sehr lehrreich, aber insbesondere habe ich dadurch meine Leidenschaft für diesen Bereich des Finanzwesens entdeckt.

Pläne für die Zukunft?

Der Finanzsektor interessiert mich sehr und ich möchte meine Kenntnisse in diesem Bereich vertiefen. Momentan ziehe ich deshalb verschiedene Optionen in Betracht und zwar sowohl in Italien, aber insbesondere auch im Ausland. Da ich sehr neugierig bin und darauf brenne, noch weitere Erfahrungen zu sammeln, möchte ich mir alle Möglichkeiten offenhalten.

Welchen Rat würdest du jemandem geben, der die gleiche Erfahrung machen möchten?

Es ist sehr wichtig, zu 100% flexibel zu sein! Mir wurde zum Beispiel das Datum meiner Abreise erst 20 Tage vorher mitgeteilt. Das bedeutet, man muss bereit sein, sein Leben zu ändern und sich den neuen Gegebenheiten anzupassen. New York ist eine multikulturelle Stadt, die große Flexibilität erfordert und es ist daher wichtig, gegenüber den Erfahrungen aufgeschlossen zu sein, die sich dort ergeben. Außerdem hat sie viel zu bieten, was Veranstaltungen, Sport und Kultur betrifft.