Eine ernstzunehmende Revolution bezieht jede Stufe der Gesellschaft mit ein, dies gilt also auch für die Industrielle Revolution 4.0. Sie betrifft alle Unternehmen, weltweit – in unterschiedlichem aber stets zu beachtendem Ausmaß. In Italien gibt es zwar einige große und weltweit bekannte Marken, den wirtschaftlichen Kern des Landes bilden aber dennoch die kleinen und mittelgroßen Unternehmen. Prometeia – eine Gesellschaft, die unter anderem auf wirtschaftliche Untersuchungen spezialisiert ist – zählt beispielsweise rund 5,3 Millionen Klein- und Mittelunternehmen, die gemeinsam 2.000 Millionen Euro im Jahr fakturieren und über 15 Millionen Mitarbeiter beschäftigen. Unternehmensgeschichten, die nicht auf Titelblättern und Werbetafeln stattfinden, sondern hinter den Kulissen, und trotzdem den Bezugspunkt für regionale Realitäten, für den Arbeitsmarkt und für die Qualitätsgarantie von Produkten und Service bilden.

Ist Unreife das Problem?

Im Report 2019 des Osservatorio Industria 4.0 der Universität Politecnico di Milano wurde der Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnik in einigen Unternehmen untersucht, um so ihre „Digitale Reife“ zu bestimmen. Dabei haben die Parameter ergeben, dass große Unternehmen in der Regel „reifer“ als kleinere Unternehmen sind. Wenn man bedenkt, welche wirtschaftlichen, verwaltungstechnischen und personalbezogenen Vorteile ein großes Unternehmen im Vergleich zu einem KMU hat, mag dies nicht überraschen. Allerdings geht aus dem Report auch hervor, dass die „Unreife“ nicht bei der Anwendung der digitalen Technologien, sondern bei der Kontrolle bzw. der Entscheidungsfähigkeit liegt, die für das Steuern einer so großen Veränderung erforderlich sind.

Begleiteter Wandel

Obwohl man dazu tendiert, die Konzeptbausteine „4.0“ auf einen rein technischen Nenner zurückzuführen, ist der menschliche Aspekt auf keinen Fall zu unterschätzen. Immerhin stehen die Unternehmensrealitäten meist in direktem Bezug zu gefestigtem Knowhow, Identifizierbarkeit und häufig auch Familientradition. Eine Revolution, die meistens auch als Beschleunigung wahrgenommen wird und deren Keywords Technologie, Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit lauten, kann einen kleinen Unternehmer also abschrecken, entmutigen – und ihn so für wichtige Entscheidungen blockieren.

4.0 als Privileg hauptsächlich für die „Big Player“ zu sehen, ist dennoch nicht der richtige Ansatz, auch angesichts der Tatsache, dass die Großzahl der KMUs bereits in einem Netzwerk integriert ist, das von sich wandelnden Arbeitsweisen gekennzeichnet ist. Deshalb ist es besonders wichtig, jene Maßnahmen zu bündeln, die den Wandel begleiten – zumindest so lange, bis dieser gut im Gange ist und allen gleichermaßen die Chance gibt, wettbewerbsfähiger zu sein. Ein erster Schritt dafür könnte der Austausch funktionierender Strategien von Seiten jener KMUs, die diese bereits erfolgreich angewandt haben, sein.

Die Rolle staatlicher Einrichtungen

Aus dem Datenpool des Ministero Dello Sviluppo Economico geht hervor, dass in der ersten Phase des “Piano Nazionale Industria 4.0” zwei Drittel der staatlichen Förderungen für Innovationsprozesse an kleine und mittelgroße Unternehmen gingen.

Das Schreiben, das Minister Stefano Patuanelli in Verbindung mit dem Haushaltsplan 2020 und dem Start der neuen Phase „Transizione 4.0“, also Wandel 4.0, an den Sole 24 ORE gerichtet hat, zeigt ganz deutlich das Vorhaben, diese Schwierigkeiten mithilfe von attraktiven Mitteln zu überbrücken – für kleine Unternehmen zählt beispielsweise das Steuerguthaben dazu.